So gelingt die berufliche Neuorientierung

Was bedeutet es, sich beruflich neu zu orientieren?
Gründe für eine Neuorientierung
Arbeitsbelastung
Familiäre Situation
Veränderungen in der Arbeitswelt
Wunsch nach persönlicher Entwicklung
Welche Hürden stehen einer beruflichen Neuorientierung im Wege?
Wie gelingt die Neuorientierung?

Kostenfreie Beratung im Regionalbüro des Netzwerk-Fortbildung
Keine Angst vor Veränderung



Bauchschmerzen am Sonntagabend, sehnsüchtiges Erwarten des „Bergfestes“ am Mittwoch und erleichterter Feierabend am Freitag – jeder, der arbeitet, kennt gelegentlich diese Gedanken.
Aber wenn es zum Dauerzustand wird, dass Sie nur noch für das Wochenende oder den Urlaub leben und die Arbeitszeit irgendwie hinter sich bringen wollen, ist es Zeit innezuhalten: Es lohnt sich, über eine berufliche Neuorientierung nachzudenken.
 

Was bedeutet es, sich beruflich neu zu orientieren?

Ob mit Umschulung oder Weiterbildung: Es gibt viele Möglichkeiten, sich beruflich neu auszurichten. Neuorientierung meint nicht den einfachen Jobwechsel innerhalb derselben Branche zu einem neuen Arbeitgeber.
Sondern eine Veränderung:

  • ein neues Aufgabenfeld,
  • Selbstständigkeit im gleichen Bereich,
  • ein neues Unternehmen in einer anderen Branche
  • oder auch eine vollständige berufliche Veränderung

Das kann der Vertriebler sein, der aus der Automobilindustrie in den Maschinenbau wechselt. Oder die Hebamme, die sich zusätzlich als Krankenschwester qualifiziert. Oder die Abteilungsleiterin, die sich dazu entscheidet, eine Stufe auf der Karriereleiter zurück zu treten und künftig als Fachexpertin für ihren Bereich zu arbeiten, jedoch mit weniger Personalverantwortung.
Überlegen Sie schon lange, sich beruflich zu verändern, aber bisher haben Sie es immer wieder aufgeschoben? Damit stehen Sie nicht allein da. Der Wunsch nach Veränderung muss in vielen Fällen lange reifen, bis es wirklich zur Aktion kommt.
 

Gründe für eine Neuorientierung

Wer überlegt, sich neu zu orientieren, ist in aller Regel unzufrieden mit seiner aktuellen beruflichen Entwicklung.
Es ist wichtig zu verstehen, woher die eigene Unzufriedenheit kommt. Wenn Sie nicht wissen, was sie so unglücklich macht, laufen Sie Gefahr, Ihre Probleme mitzunehmen und auch in einem neuen beruflichen Umfeld unzufrieden zu sein.
Für den Erfolg der beruflichen Neuorientierung ist es deshalb entscheidend, den Finger in die Wunde zu legen und beispielsweise auch zu verstehen, ob der Frust wirklich von Ihrer beruflichen Situation ausgeht oder ob es andere Faktoren in ihrem Leben gibt, die sich wiederum negativ auf ihren Job auswirken. Je genauer Sie bestimmen können, was sie stört, desto besser können Sie aktiv werden und die Situation so verändern, wie Sie sie sich wünschen.
Die Ursachen für den Wunsch nach Veränderung sind vielfältig.
 

Arbeitsbelastung

  • Stress: Eine dauerhaft hohe Arbeitsbelastung ist bekanntlich ungesund und kann bis zum Burnout führen. Wenn Sie dauernd Überstunden schieben, für Ihren Einsatz keine Anerkennung erhalten und Ihnen Ihre Arbeit keine Freude bereitet, kann es Zeit für eine Neuorientierung sein.
  • Unterforderung: In den letzten Jahren rückt als Gegensatz zum Burnout auch das „Bore-out“, krank durch Langeweile, in den Fokus. Endlich, denn auch wer chronisch unterfordert ist, kann dadurch sehr unzufrieden werden.
  • Betriebsklima: Schlechte Führung, kein Feedback, fehlende Ziele oder fehlende Wertschätzung für die eigene Arbeit können zu Frust führen. Neu ist außerdem der Mangel an Identifikation mit dem Arbeitgeber bei Menschen, die überwiegend im Home Office arbeiten. Viele Arbeitnehmer genießen die Freiheiten des Home Office und dass sie sich Pendelzeiten ersparen. Doch die Kehrseite dieser Vorteile können Vereinsamung im heimischen Büro sein, mangelnder Kontakt zu Kollegen und eine gewisse Beliebigkeit des Arbeitgebers.

Familiäre Situation

  • Elternzeit: Viele Eltern verspüren nach der Elternzeit Wunsch oder Notwendigkeit einer Veränderung, um Beruf, Kinderbetreuung und Familienzeit besser vereinbaren zu können. Eine berufliche Neuorientierung kann helfen, einen Beruf zu finden, der besser zu den Anforderungen als Elternteil passt.
  • Pflegebedürftige Angehörige: Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, kann es notwendig sein, dass ein Elternteil seinen Beruf aufgibt oder sich in einen Beruf umorientiert, der mehr Zeit und Flexibilität für die Pflege ermöglicht.
  • Standortwechsel: Trotz zunehmender Homeoffice-Möglichkeiten kommt es weiterhin vor, dass Arbeitnehmer für ihren Beruf umziehen müssen. Partner können dann gezwungen sein, sich beruflich zu verändern, um eine Stelle in der Nähe ihres neuen Wohnorts zu finden

Veränderungen in der Arbeitswelt

  • Digitalisierung: Der Fortschritt in Technologie und Automatisierung kann dazu führen, dass bestimmte Berufe oder Fähigkeiten überflüssig werden. Wenn Ihr Beruf von diesen Veränderungen betroffen ist, kann es sinnvoll sein, sich darauf einzustellen.
  • Veränderungen in der Branche: Veränderungen in einer bestimmten Branche, wie z.B. die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland, können dazu führen, dass Arbeitsplätze in einer bestimmten Region oder Branche abnehmen.
  • Veränderte Arbeitsbedingungen: Veränderungen in den Arbeitsbedingungen, wie etwa eine neue Arbeitszeitregelung, interne Umstrukturierungen oder auch ein neuer Vorgesetzter, können dazu führen, dass Sie sich mit Ihrer aktuellen Tätigkeit nicht mehr wohl fühlen und einen Veränderungsprozess anstoßen.

Wunsch nach persönlicher Entwicklung

  • Persönliche Interessen und Ziele: Wenn Sie Ihre persönlichen Interessen und Ziele in Ihrer aktuellen Tätigkeit nicht ausleben oder möglicherweise eine gewisse Berufung verspüren, der Sie in ihrem Bereich nicht folgen können, kann es Zeit für eine Neuorientierung sein.
  • Aufstiegswunsch: Ob Personalverantwortung, mehr Fachexpertise oder schlicht der Wunsch nach mehr Gehalt – wer einen beruflichen Aufstieg anstrebt und keine Möglichkeit findet, diesen im aktuellen beruflichen Umfeld zu verwirklichen, kann sich umorientieren.

Es gibt viele weitere Gründe für berufliche Neuorientierungen. Wichtig ist, den eigenen Antrieb zu kennen und im zweiten Schritt zu definieren, was man sich stattdessen wünscht. Wie muss mein neues Umfeld aussehen, was will ich stattdessen? Setzen Sie sich in dieser frühen Phase der beruflichen Neuorientierung selbst keine Grenzen.
Es ist mehr möglich, als Sie denken. Viele Berufstätige sehen familiäre Gegebenheiten, finanzielle Tatsachen oder ihr eigenes Alter als Hindernis für eine Veränderung: Das geht nicht, was soll meine Familie/die Nachbarn/meine Freunde denken!
Aber stimmt das wirklich?
 

Welche Hürden stehen einer beruflichen Neuorientierung im Wege?

Viele Menschen stellen fest, dass sie in ihrem Beruf unzufrieden sind – und dabei bleibt es dann. Denn immerhin weiß man in der gewohnten Situation, woran man ist. Unsere Gehirne mögen keine Veränderung, denn sie werten diese immer als mögliche Gefahr.
Doch wenn man diese vermeintliche Gefahr einmal genauer betrachtet stellt man fest, dass die Hürden gar nicht so bedrohlich sind und sich überwinden lassen, wenn man sie kennt:

  • Es fehlt die Struktur: Wenn Sie wissen, dass Sie unzufrieden sind, wissen Sie noch nicht unbedingt, wohin die Reise gehen soll. Der Weg vom heute in die ungewisse Zukunft ist unklar. Es hilft, die oft diffusen Gefühle und Gedanken aufzuschreiben. Notieren Sie Ihre Fragen und Ihre Beobachtungen. Werden Sie so konkret wie möglich: Was genau geht Ihnen durch den Kopf?
  • Fehlende Informationen: Wie kann ich mich fortbilden, was sind meine Kompetenzen, wer soll das bezahlen und woher weiß ich überhaupt, ob ich meinen neuen Beruf dann auch wirklich ausüben möchte? Sie brauchen Informationen. Deshalb sind die oben genannten Fragen und Gedanken so wichtig. Nur wenn Sie wissen, was genau Ihnen unklar ist, können Sie sich die nötigen Informationen beschaffen.
  • Mentale Blockaden: Wir sind selbst unsere größten Kritiker und so manche Sehnsucht nach Veränderung wurde gleich im Keim erstickt, weil „das ja nicht geht“ – zu alt, zu viel Verantwortung in der Familie, zu enges Budget – es gibt viele vermeintliche Gründe, warum Sie sich nicht neu orientieren können. Doch stimmen die Einwände? Wie viele Berufsjahre haben Sie noch vor sich? Ist Ihre Familie wirklich gegen eine Veränderung? Und gibt es nicht vielleicht Fördermöglichkeiten, die Ihren Wunsch nach Neuorientierung auch finanziell unterstützen?

Wie gelingt die Neuorientierung?

Zu Beginn einer beruflichen Neuorientierung steht die Bestandsaufnahme:

  • Was habe ich gelernt?
  • Welchen Beruf übe ich aktuell aus?
  • Was sind meine Kompetenzen?
  • Was sind meine Rahmenbedingungen?
  • Was ist mir persönlich wichtig? Gehalt, Aufstiegsmöglichkeiten, Wertschätzung?
  • Warum ist der Status Quo für mich nicht mehr zufriedenstellend oder gar unerträglich?
  • Was sind meine Ziele, was möchte ich beruflich und im Leben erreichen?
  • Welchen Bedeutung hat Arbeit für mich? Suche ich Sinn in meiner Arbeit oder finde ich meine Erfüllung im Privatleben, während meine Arbeit lediglich dem Broterwerb dient?

Es ist wichtig, am Anfang gründlich zu Reflektieren. Dabei ist es hilfreich, sich Unterstützung zu suchen, idealerweise eine neutrale Person.
 

Kostenfreie Beratung im Regionalbüro des Netzwerk-Fortbildung

Kostenfreie Beratungsmöglichkeiten bieten die Regionalbüroleiter:innen für berufliche Fortbildung in Baden-Württemberg. Gefördert aus Landesmitteln unterstützen die Berater:innen z.B. in der Ortenau Sie auf Ihrem Weg zu beruflicher Zufriedenheit.
Ob Sie das Beratungsangebot des Netzwerks-Fortbildung in Anspruch nehmen oder beispielsweise mit Coaches oder Karriereberatern zusammenarbeiten, wichtig ist: Sie müssen sich nicht selbst in alles eindenken. Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten. Diese Kontakte helfen Ihnen auch dabei, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen und unterstützen Sie, den Veränderungsprozess Schritt für Schritt aufzubauen.
Wenn Ihre Bestandsaufnahme abgeschlossen ist und Sie die Ursache für Ihren Veränderungswunsch kennen, können Sie an dieser ansetzen. Welcher Schritt führt für Sie in die richtige Richtung? Wenn sich Ihre familiären Rahmenbedingungen verändert haben, haben Sie einen anderen Weg vor sich als wenn Sie fürchten, Ihren Arbeitsplatz wegen der Digitalisierung zu verlieren.
Was auch immer der Grund für Ihren Wunsch nach Veränderung ist: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesen zu lösen: Umschulung, Fort- und Weiterbildung auch bei einem Branchenwechsel, betriebsinterne Veränderung des Aufgabenfelds oder doch der einfach Jobwechsel.
Die Regionalbüros informieren über Umschulungen, Weiterbildungsprogramme und Fördermöglichkeiten. Die Mitglieder der Netzwerke für berufliche Fortbildung bieten ein umfassendes Spektrum an Umschulungen, Fort- und Weiterbildungen an.
Umschulungen können unter Berücksichtigung der persönlichen Situation häufig von der Agentur für Arbeit gefördert werden, und auch bei Weiterbildungen kann es Unterstützung geben. Auch wenn es darum geht, die finanziellen Rahmenbedingungen abzustecken, ist das Regionalbüro Ihr Ansprechpartner.
 

Keine Angst vor Veränderung

Zu einer beruflichen Neuorientierung gehört eine Menge Mut – doch gehen Sie selbstbewusst an Ihre Aufgabe heran. Es lohnt sich!
Sie verbringen viel Zeit damit, zu arbeiten. Wenn Sie unzufrieden sind, verändern Sie Ihre Situation. Wir beraten Sie gern und unterstützen Sie, Ihren Weg zu dem Berufsweg zu finden, der zu Ihnen, Ihrer Familie und Ihrer Situation passt.